Warum wir Düngepellets doof finden
Düngepellets aus Schafwolle sind ein langsam zerfallener Stickstoff-Dünger. Sie speichern Wasser, wehren Schnecken ab und geben ihre Nährstoffe ganz langsam über einen Zeitraum von fast einem Jahr an Boden und Pflanze ab. Eigentlich eine tolle Sache – aber nur wenn wirklich ausschließlich aussortierte Wollpartien dafür verwendet werden. So waren sie auch eigentlich gedacht: die dreckige Wolle von „Bauch, Beine, Po“, oft sogar ordentlich mit Kot verunreinigt, sollte als Dünger in der handlichen Form von Pellets noch einen Nutzen haben. Die Markteinführung und eine erste, sehr große Produktionsanlage wurden mit EU-Mitteln gefördert. Und damit diese große Anlage auch ausgelastet wurde und die Preise für Wolle sowieso im Keller waren, wurde nicht nur die Dreckwolle sondern das komplette Vlies da hinein geschmissen.
Das wiederum führte dazu, dass jetzt noch weniger auf Wollqualität und gute Sortierung geachtet wird. Und eine Einnahmequelle wurde damit auch nicht geschaffen: der Preis für Rohwolle wurde nicht besser, die Nachfrage sinkt weiter und Düngepellets sind zu teuer für professionelle Anwender wie Gartenbau-Betriebe. Sie lassen sich nur an Hobbygärtner vermarkten, die kleinere Mengen zu höheren Preisen kaufen können.
Aber was machen mit der Dreckwolle? Wir finden: Einfach dort lassen, wo die Nährstoffe herkommen, die sie haben entstehen lassen! Die Dreckwolle gehört als Dünger wieder auf die Weideflächen der Schäferei.
Besser als Düngepellets: Teppiche, Garne, Stoffe, Kleidung!
Düngepellets sind also keineswegs das Beste, was man aus norddeutscher Wolle machen kann. Im ersten Jahr von elbwolle haben wir viel Wolle selbst sortiert und dabei viel gelernt. Und viel Wolle aussortiert für Düngepellets…
Wir haben überlegt: „Wenn die Wolle nicht so toll ist, um sie im direkten Hautkontakt zu haben, was kann man da noch draus machen?“ Na, einfach alles, was nicht mit der Haut in Berührung kommt wie Sitzkissen, Körbe, Teppiche…
Eigentlich stand Filz ganz oben auf unserer Wunschliste für diese „nicht so weiche Wolle“. Daran sind wir im ersten Anlauf trotz vorheriger Laborversuche gescheitert. Weil wir die Abläufe in der industriellen Verarbeitung nicht genau genug kannten. Weil Profis nicht über Selbstverständlichkeiten reden. Weil man als Neuling nicht weiß, wie man die richtigen Fragen stellt.
Also ein neuer Versuch mit dem Produkt weiter unter auf der Wunschliste: Teppichgarn. Und weil das nicht nur zum Weben taugen sollte, sondern auch zum Häkeln und Stricken, bekam es statt der klassischen Jute-Seele eine flexiblere Seele aus Wolle und Baumwolle. So superdickes Garn braucht auch passende Werkzeuge: eine wunderschöne handgedrechselte Häkelnadel und unseren Stricknupsi, die Strickliesel zum Geradeaus-Stricken.
Unser Fazit: Die Wolle unserer norddeutschen Schafe – selbst die Bauchwolle – lässt sich noch gut für wertvollere Produkte verwenden, anstatt nur Düngepellets daraus herzustellen.