Dunkle Wolle im Wollsack

Wolle – schon lange eine tolle Faser

Vauno ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Geschichte mit regionaler Wolle. Unser Ziel war es immer, das Beste aus norddeutscher Deichschafwolle rauszuholen. Und das Bestmögliche ist für uns praktische, langlebige, reparierbare Kleidung. Aus dieserm Gedanken entstand vauno – unsere Marke für richtig gute Kleidung aus regionaler Wolle. Der Name vauno ist bei uns Programm. Er stammt aus der alten wendischen Sprache Drawäno-polabisch und heißt schlichtweg: Wolle.

Und genau darum geht es hier: um regionale Wolle. Um die Wolle unserer heimischen Deichschafe, die sonst völlig unterschätzt wird. Dabei ist norddeutsche Wolle nichts neues. Im Gegenteil. Wir haben nur vergessen, wie wir sie richtig nutzen können.

Wolle – schon lange eine tolle Faser

Dass Wolle ein tolles Material ist, wissen die Menschen schon seit mindestens 6000 Jahren. Anfangs wurden die Wollbüschel gesammelt, die die Schafe mit natürlichem Fellwechsel an Bäumen und Sträuchern verlieren. Später, als die Schere erfunden war, konnte man auch mit Schafen ohne Fellwechsel etwas anfangen und nutzte diese zur Zucht. Das jährliche Scheren ist zwar schweißtreibend und aufwendig, aber immer noch effizienter als die Wolle weit verstreut einzusammeln oder den Schafen die losen Haarbüschel auszuzupfen.

Hightech aus der Natur

Wolle hat von Natur aus Eigenschaften, die manche Hightech-Materialien mit viel Chemikalieneinsatz zu imitieren versuchen. Das Geheimnis liegt im Aufbau der Wollfaser. Sie setzt sich aus mehreren Schichten zusammen, der Außenhülle und dem Faserstamm, der sich nochmals in einzelne Fibrillen teilt. Von denen es wiederum zwei Varianten mit unterschiedlichen Eigenschaften gibt. Jeder Baustein der Wollfaser ist für eine andere tolle Eigenschaft verantwortlich.

Aufbau der WollfaserAufbau der Wollfaser

Bildquelle: https://textil-trainer.de/kurse/schafwolle/#/4-die-faser/1-elementarer-aufbau/3 (Klickt hier mal drauf, da gibt es noch mehr Infos zur Wollfaser!)

  • Wolle ist wasserabweisend: Die Außenhülle von Wolle ist hydrophob, sprich wasserabweisend. Wassertropfen perlen einfach von der Faser ab. Wasserdampf hingegen wird ins Innere der Faser geleitet.
  • Wolle ist auch nass nicht nass: Die Faser kann bis zu 30% ihres Eigengewichts an Wasser aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Das Wasser wird in den Zwischenräumen der Faserbündel „gelagert“. Dieser Effekt wirkt sich nicht nur bei regnerischem Schmuddelwetter positiv aus, sondern auch bei Hitze und Schweiß. In beiden Fällen fühlt sich Wolle lange Zeit trocken an.
  • Richtig nasse Wolle trocknet langsam: Weil die Wollfaser das Wasser im Inneren lagert und es teilweise sogar chemisch bindet, dauert es sehr lange, bis auch wieder alles Wasser draußen ist. Nasse Wolle ist nicht so reißfest wie trockene, deshalb beim Waschen vorsichtig hantieren (am besten nicht schleudern und liegend trocknen), damit das Wäschestück nicht ausleiert.
  • Wolle ist schmutzabweisend: Die zwei Arten von Fibrillen im Inneren der Faser sind um einander gedreht und können sich bei Bewegung des Gewebes frei bewegen. Dadurch ist auch die komplette Faser immer in Bewegung und „schüttelt“ Dreck förmlich ab.
  • Wolle ist geruchsvernichtend/selbstreinigend: Der chemische Aufbau der Wollfaser hat viele reaktionsfreudige Stellen und reagiert schlechte Gerüche einfach weg. Kleidung aus Wolle fängt erst sehr spät an zu „müffeln“, was sich insbesondere beim Sport, Wandern und auf Reisen von Nutzen ist.
  • Wolle ist temperaturausgleichend: Die Faserbündel liegen nicht dicht gepackt in der Faser, sondern haben luftgefüllte Zwischenräume. Die komplette Faser ist gekringelt und schließt so im Garn auch Luft ein. Diese vielen Luftpolster sind für die Isolationswirkung verantwortlich.
  • Wolle ist elastisch: Die Wollfaser lässt sich bis zu 30% dehnen, ohne zu reißen. Danach zieht sie sich wieder auf ihre ursprüngliche Länge zusammen. Deshalb ist Wolle so gut wie knitterfrei, sehr anschmiegsam und weich im Griff.
  • Wolle filzt: Unter Wasser, Lauge, Wärme und Bewegung verfilzt Wolle. Lauge und Wärme lassen die schuppenartige Außenhülle aufquellen, die Schuppen stehen weiter ab und verhaken sich in einander. Es bilden sich neue Wasserstoffbrücken zwischen den Fasern und stabilisieren so den Filz.
  • Wolle ist schwer entflammbar: Wolle brennt sehr schlecht, sie verkohlt. Mit Wollpullover am funkenstiebenden Lagerfeuer ist deutlich entspannter als mit einem Kunstfaserpelz 😉

Pflege von Wolle

Weil Wolle so ist wie sie ist, muss man sie nur sehr selten waschen. Meistens genügt ein Lüften über Nacht, auch gerne draußen mit einem „Tau-Bad“. Wasserdampf nimmt sozusagen die üblen Gerüche einfach mit beim Trocknen.

Dreckkrusten wie Erde oder Lehm trocknen lassen und ausbürsten. Nasse Flecken wie Essensreste am besten gleich und nur lokal behandeln. Dabei wenig reiben und das Wasser gut ausdrücken.

Muss dann doch mal gewaschen werden – z.B. vor dem Einlagern im Sommer – das gute Stück in reichlich handwarmem Wasser mit wenig Wollwaschmittel baden, 10 min einweichen lassen, Waschwasser ablaufen lassen, Wäschestück ausdrücken, mit klarem Wasser mit gleicher Temperatur ausspülen, ausdrücken (nicht wringen!). Zum Trocknen am besten flach auf ein Frotteetuch legen, aufrollen und kräftig ausdrücken (drauf herum trampeln ist erlaubt!). Wieder auswickeln und flach trocknen lassen, dabei nicht in die pralle Sonne oder direkt an eine Heizung stellen.

Wolle waschen in der Waschmaschine

Ja, das geht vielleicht… Viele Waschmaschinen haben so gute Wollwaschprogramme, dass man ihnen sogar unbehandelte Wolle anvertrauen kann. Aber nicht alle. Deshalb lieber auf Nummer Sicher gehen und von Hand waschen!

Maschinenwaschbare Wolle

Die gibt es auch, aber das ist schon fast keine Wolle mehr. Um das (ungewollte) Verfilzen zu verhindern, müssen die Schuppen auf der Außenhülle weg. Die kann man entweder mit Chlor oder Wasserstoffperoxid weg oxidieren oder mit Enzymen abknabbern lassen. Und dann wird oft noch eine Schicht Kunstharz über die Faser gezogen. Damit ist die Wollfaser dicht in Plastik eingepackt und kann ihre tollen Eigenschaften nur noch bedingt ausspielen.

Schädlinge: Motten und Pelzkäfer

Der größte Feind des Wollliebhabers ist – neben dem falschen Waschprogramm in der Waschmaschine – die Kleidermotte. Auch Pelzkäfer fressen tierische Haare, sind aber nicht so häufig wie Motten.

Kleidermotten lieben Wolle, Seide und Pelze. Ein ganz besonderer Leckerbissen sind für sie Kleidungsstücke aus Wolle, die noch menschliche Hautschuppen oder Haare auf sich tragen. Dabei sind nicht die fliegenden Motten die Vielfräße, sondern die Larven. Die laben sich am Keratin, fressen dabei den Flor ab oder auch richtige Löcher ins Gewebe und verpuppen sich am Ende ihres Lebenszyklus in weißen Röhrchen. Aus denen schlüpft der Falter. Der Falter selbst frisst keine Wolle, das Weibchen legt aber die Eier wieder auf irgendein wollehaltiges Material ab. Aus den Eiern schlüpfen nach zwei Wochen die Larven und die Fresserei geht von vorn los. Der ganze Lebenszyklus läuft unter guten Bedingungen in 60 Tagen ab. Unter schlechten Bedingungen, wenn es z.B. kalt ist, kann es auch schon mal mehrere Monate dauern.

Was tun gegen Motten?

Vorbeugen! Motten lieben es dunkel und ruhig. Das heißt, am besten ist es, die Wollklamotten nicht zur Ruhe kommen zu lassen – also Wolle auch im Sommer tragen!

Die ganz dicken Pullis über den Sommer sorgfältig „einmotten“: Dafür solltest du das Kleidungsstück zunächst doch mal waschen und gut trocknen, um die bei der Kleidermotte so beliebten Haare und Hautschuppen zu entfernen. Dann packst du die Kleidung in dichte Kunststoff-Kisten (mit denen vom schwedischen Möbelhaus habe ich gute Erfahrungen gemacht) oder in stabile Vakuumbeutel, die du vakuumierst. Motten können sich auch durch Plastik fressen. Wenn der Vakuumbeutel Luft zieht, ist er entweder defekt oder die Motte hat sich rein gefressen.

Bewege deine Woll-Lagerstellen häufig, räume ruhig mal um und lasse Licht und Luft dran. Regenmäßig ordentlich staubsaugen hilft auch. Starke Gerüche wie Lavendel, Eukalyptus oder Zitronenmelisse sind zwar nicht der ultimative Mottenschreck, können aber hilfreich sein.

Das alles hält Motten fern, hast du sie aber einmal im Haus, musst du zu härteren Mitteln greifen und die Plagegeister bekämpfen:

Die Mottenlarven sind relativ empfindlich und überleben oft schon eine Wäsche nicht. Die Motteneier sind deutlich härter im Nehmen, hier hilft nur Hitze von über 50°C. Die befallenen oder verdächtigen Stücke im Backofen, der Mikrowelle, im heißen Auto im Sommer, in der Sauna mit Hitze behandeln oder einfach in einer der besagten Plastikkisten in die Sonne stellen.

Schlupfwespen haben sich bei uns leider als nicht besonders hilfreich erwiesen. Entweder waren es zu wenige Schlupfwespen oder sie waren zu faul um Motteneier zu suchen.

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